Philippe Senderos will mit Servette an die Spitze (2024)

Fussball

Eine ehemaliger Nationalspieler sagt: «Wir können mit dem FC Luzern finanziell nicht mithalten»

Philippe Senderos, der Sportdirektor des Servette FC, über die Limiten seines Klubs, über Träume und Realität.

Philippe Senderos will mit Servette an die Spitze (1)

Vor ziemlich exakt einem Jahr ernannte der Servette FC den langjährigen Nationalspieler Philippe Senderos zum Sportchef. Es war eine Nomination wie aus dem Nichts – um Senderos, 36, war es nach dem Karriereende im Dezember 2019 in der Anonymität von Chiasso still geworden. Nach einem Jahr im Amt zieht der frühere Profi von Arsenal London eine Zwischenbilanz.

Philippe Senderos, ist es emotional, eigentlich zu vergleichen, ob man als Spieler auf dem Platz steht oder als Sportchef auf der Tribüne sitzt?

Philippe Senderos: Nein, es ist ein völlig anderer Stresslevel, eine andere Anspannung.

Aber man sieht Sie auf der Tribüne manchmal ziemlich eifrig mitfiebern.

Ja, ich lebe und liebe den Fussball. Und bin nahe an der Mannschaft. Klar, dass ich da mit Leidenschaft dabei bin.

Als Servette am letzten Super-League-Spieltag in Basel 1:5 verlor, war der Altersdurchschnitt der Startaufstellung der höchste der Liga. Wie passt das zu einem Klub, der sich als Ausbildungsverein definiert?

Es ist ein Prozess. Und ein Spagat. Ausbildung braucht Zeit. Und wir brauchen Resultate, wir müssen sicherstellen, dass wir genug Punkte holen, um in der Liga zu bleiben. Der Nachwuchs ist die Schatzkiste dieses Vereins. Wir haben viele wunderbare Spieler hervorgebracht. Natürlich ist es unser Ziel, so viele wie möglich in die erste Mannschaft zu integrieren. Aber das geschieht nicht von heute auf morgen, wir müssen den richtigen Mix finden.

Sie reden vom Ligaerhalt. Aber Servette war in den letzten zwei Jahren seit der Rückkehr in die Super League einmal Dritter und Vierter. Präsident Pascal Besnard sagte kürzlich, das mittelfristige Ziel müsse der Titel sein.

Wir haben aus unseren Möglichkeiten Aussergewöhnliches herausgeholt. Und wir wollen ambitioniert bleiben. Aber die Realität ist, dass die finanziellen Möglichkeiten eine grosse Rolle dabei spielen, wer Meister wird und wer absteigt.

Stimmt es, dass Servette auf diese Saison hin drei Millionen Franken einsparen musste?

Ich kann keine Zahlen kommentieren. Es ist aber so, dass wir heute eines der zwei kleinsten Budgets der Liga haben. Das ist die Wahrheit.

Fast die Hälfte des Kaders besteht aus Spielern aus Frankreich. Wie stark hat das mit den finanziellen Gegebenheiten zu tun?

Richtig stark. Frankreich ist ein riesiger Markt, den wir aufmerksam beobachten. Wenn wir jemanden aus Frankreich holen, braucht der nicht sechs Monate, um sich zu akklimatisieren und integrieren. Zeit, die wir in der Regel nicht haben.

Ein Schweizer bräuchte das auch nicht.

Schweizer Spieler sind teurer, wir können sie uns oft nicht leisten.

Auch jene nicht, die in Sion oder Luzern landen?

Nein. Wir können auch mit diesen Klubs finanziell nicht mithalten. Das ist nichts Schlechtes, es ist einfach so, wir müssen andere Lösungen finden.

Es gelang Ihnen zuletzt, den Vertrag des wichtigsten Kaderspielers Miroslav Stevanovic bis 2025 zu verlängern. Wie schwierig war das? Man könnte sich ihn auch in einer grossen Liga vorstellen.

Er ist ein Glücksfall für uns, er hat immer wieder gezeigt, dass er durch und durch Servettien ist. Ich bin froh, hat es geklappt, er ist sehr wichtig für uns und verfügt über aussergewöhnliche Qualitäten. Wir konnten auch mit Jérémy Frick, Timothé Cognat und Boubacar Fofana verlängern, alles wichtige Spieler. Das zeigt, dass der Glaube an unser Projekt da ist.

Ihr erster Transfer war im Herbst 2020 der Zuzug von Gaël Clichy, dem ehemaligen französischen Nationalspieler, mit dem Sie einst bei Arsenal spielten. Wie wichtig ist er für das Team?

Gaël ist wie ein Staff-Mitglied auf dem Platz. Er sieht viele Dinge und kann Anweisungen geben. Er gibt der Mannschaft Mut und ist ein toller Leader. Ich bin sehr froh, ist er bei uns.

Mit dem FCL verbindet Servette, dass das Conference-League-Abenteuer nach einer Runde schon wieder zu Ende war. Hat Sie das frustriert?

Nein, wir wachsen an dieser Erfahrung. Wir hatten mit Molde ein schwieriges Los, ich denke, für Luzern war es das Gleiche. Leider haben wir in Norwegen 0:3 verloren und das im Rückspiel nicht korrigieren können, weil wir früh nur noch zu zehnt auf dem Platz waren. Es zeigt uns, wo wir stehen. Wir werden daraus lernen.

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